TY - BOOK
T1 - Das "'Attention-Window"'-Modell - eine Exploration verschiedener Einflussfaktoren auf die Größe und Form des visuellen Aufmerksamkeitsfokus im Sport
AU - Hüttermann, Stefanie
PY - 2014
Y1 - 2014
N2 - Zusammenfassung. Sowohl Athleten als auch Trainer und Schiedsrichter stehen im Sport häufig vor der Aufgabe, ihre visuelle Aufmerksamkeit in Bruchteilen von Sekunden von einem fokus-sierten Zielobjekt auf einen weiten Bereich – und umgekehrt – zu verteilen. Die optimale Ausrichtung und die flexible Anpassung der Eigenschaften des Aufmerksamkeitsfokus stellen eine wesentliche Voraussetzung für erfolgreiche sportliche Leistungen dar. Verschiedene Situationen im Sport, wie zum Beispiel ein ungenaues Passspiel, das Übersehen eines freien Mitspielers oder eine klare Fehlentscheidung bei einer Abseitssituation, lassen annehmen, dass der Aufmerksamkeitsfokus nicht immer optimal in seiner Größe und Form ausgerichtet wird. Ziel dieses Forschungsprogramms ist die Erweiterung der kognitionspsychologischen Forschungslage um neue Aspekte hinsichtlich der möglichen Ausrichtung des visuellen Aufmerksamkeitsfokus. Ausgangspunkt dafür ist das Zoom-Lens-Modell, welches von einer variablen Linse ausgeht, wobei die Aufmerksamkeit situationsabhängig entweder mit hoher Auflösung auf einen kleinen Bereich fokussiert oder mit geringerer Auflösung auf einen größeren Bereich verteilt werden kann. Das Modell bietet eine bildliche, metaphorenhafte Vorstellung der Ausrichtung der visuellen Aufmerksamkeit, lässt darüber hinaus aber eine Präzisierung über dessen Größe und Form offen. Mithilfe einer experimentellen Untersuchungsreihe (13 Einzelexperimente plus 3 Vorstudien) sollen neue und vor allem differenziertere Erkenntnisse hinsichtlich dieser Eigenschaften des visuellen Aufmerksamkeitsfokus gewonnen sowie deren mögliche Veränderungen durch verschiedene Einflussfaktoren betrachtet werden. Durch das für dieses Forschungsprogramm entwickelte Attention-Window-Paradigma lassen sich die mithilfe dieses Labortests gewonnenen Daten der einzelnen Publikationen miteinander vergleichen, so dass allgemeingültige Aussagen über die Größe und Form des Aufmerksamkeitsfokus in Abhängigkeit von verschiedenen Einflussfaktoren getroffen werden können und sich darüber hinaus ein dem Zoom-Lens-Modell erweiternder Ansatz, das Attention-Window-Modell, einführen lässt. Insgesamt lassen sich drei primäre Befunde in Bezug auf die untersuchten Eigenschaften des Attention-Windows festhalten. Erstens kann der Aufmerksamkeitsfokus bis zu einer maximalen Sehwinkel-Größe von durchschnittlich etwa 29° ausgeweitet werden. Zweitens lässt sich anhand der Experimente zusammenfassend schlussfolgern, dass die Verarbeitungsgenauigkeit des Aufmerksamkeitsfokus bei einer Fokussierung eines engen Bereiches im Vergleich zu einer weiten Aufmerksamkeitsausrichtung um durchschnittlich etwa 28% erhöht ist. Schlussendlich lässt sich drittens festhalten, dass das maximale Attention-Window sich in Form einer Ellipse darstellt, mit einer größeren horizontalen als vertikalen Ausdehnung. Die Größe des Aufmerksamkeitsfensters einer Person hängt sowohl von langfristigen, experimentell unbeeinflussbaren Faktoren wie Alter und Erfahrung ab als auch von kurzzeitigen Einflussfaktoren durch spezifische Aufgaben- oder Situationsveränderungen. Die Form des Aufmerksamkeitsfokus hingegen präsentiert sich unabhängig von den Einflussfaktoren als eine Ellipse. Durch eine nicht nur bildhafte Vorstellung des Aufmerksamkeitsfokus, sondern ein ergänzendes, differenzierteres Wissen hinsichtlich des-sen Eigenschaften in Abhängigkeit von persönlichen Gegebenheiten und Entwicklungen sowie der möglichen kurzzeitigen Veränderung der Fokusgröße durch gezielte Induktionen bestimmter Situationen oder Aufgaben könnten sich spezifische Konsequenzen und Interventionen für Trainingskonzepte ableiten lassen, wodurch die Aufmerksamkeitsaus-richtung optimiert und somit das gesamte Spielgeschehen verbessert werden könnten.
AB - Zusammenfassung. Sowohl Athleten als auch Trainer und Schiedsrichter stehen im Sport häufig vor der Aufgabe, ihre visuelle Aufmerksamkeit in Bruchteilen von Sekunden von einem fokus-sierten Zielobjekt auf einen weiten Bereich – und umgekehrt – zu verteilen. Die optimale Ausrichtung und die flexible Anpassung der Eigenschaften des Aufmerksamkeitsfokus stellen eine wesentliche Voraussetzung für erfolgreiche sportliche Leistungen dar. Verschiedene Situationen im Sport, wie zum Beispiel ein ungenaues Passspiel, das Übersehen eines freien Mitspielers oder eine klare Fehlentscheidung bei einer Abseitssituation, lassen annehmen, dass der Aufmerksamkeitsfokus nicht immer optimal in seiner Größe und Form ausgerichtet wird. Ziel dieses Forschungsprogramms ist die Erweiterung der kognitionspsychologischen Forschungslage um neue Aspekte hinsichtlich der möglichen Ausrichtung des visuellen Aufmerksamkeitsfokus. Ausgangspunkt dafür ist das Zoom-Lens-Modell, welches von einer variablen Linse ausgeht, wobei die Aufmerksamkeit situationsabhängig entweder mit hoher Auflösung auf einen kleinen Bereich fokussiert oder mit geringerer Auflösung auf einen größeren Bereich verteilt werden kann. Das Modell bietet eine bildliche, metaphorenhafte Vorstellung der Ausrichtung der visuellen Aufmerksamkeit, lässt darüber hinaus aber eine Präzisierung über dessen Größe und Form offen. Mithilfe einer experimentellen Untersuchungsreihe (13 Einzelexperimente plus 3 Vorstudien) sollen neue und vor allem differenziertere Erkenntnisse hinsichtlich dieser Eigenschaften des visuellen Aufmerksamkeitsfokus gewonnen sowie deren mögliche Veränderungen durch verschiedene Einflussfaktoren betrachtet werden. Durch das für dieses Forschungsprogramm entwickelte Attention-Window-Paradigma lassen sich die mithilfe dieses Labortests gewonnenen Daten der einzelnen Publikationen miteinander vergleichen, so dass allgemeingültige Aussagen über die Größe und Form des Aufmerksamkeitsfokus in Abhängigkeit von verschiedenen Einflussfaktoren getroffen werden können und sich darüber hinaus ein dem Zoom-Lens-Modell erweiternder Ansatz, das Attention-Window-Modell, einführen lässt. Insgesamt lassen sich drei primäre Befunde in Bezug auf die untersuchten Eigenschaften des Attention-Windows festhalten. Erstens kann der Aufmerksamkeitsfokus bis zu einer maximalen Sehwinkel-Größe von durchschnittlich etwa 29° ausgeweitet werden. Zweitens lässt sich anhand der Experimente zusammenfassend schlussfolgern, dass die Verarbeitungsgenauigkeit des Aufmerksamkeitsfokus bei einer Fokussierung eines engen Bereiches im Vergleich zu einer weiten Aufmerksamkeitsausrichtung um durchschnittlich etwa 28% erhöht ist. Schlussendlich lässt sich drittens festhalten, dass das maximale Attention-Window sich in Form einer Ellipse darstellt, mit einer größeren horizontalen als vertikalen Ausdehnung. Die Größe des Aufmerksamkeitsfensters einer Person hängt sowohl von langfristigen, experimentell unbeeinflussbaren Faktoren wie Alter und Erfahrung ab als auch von kurzzeitigen Einflussfaktoren durch spezifische Aufgaben- oder Situationsveränderungen. Die Form des Aufmerksamkeitsfokus hingegen präsentiert sich unabhängig von den Einflussfaktoren als eine Ellipse. Durch eine nicht nur bildhafte Vorstellung des Aufmerksamkeitsfokus, sondern ein ergänzendes, differenzierteres Wissen hinsichtlich des-sen Eigenschaften in Abhängigkeit von persönlichen Gegebenheiten und Entwicklungen sowie der möglichen kurzzeitigen Veränderung der Fokusgröße durch gezielte Induktionen bestimmter Situationen oder Aufgaben könnten sich spezifische Konsequenzen und Interventionen für Trainingskonzepte ableiten lassen, wodurch die Aufmerksamkeitsaus-richtung optimiert und somit das gesamte Spielgeschehen verbessert werden könnten.
M3 - Dissertationsschrift
BT - Das "'Attention-Window"'-Modell - eine Exploration verschiedener Einflussfaktoren auf die Größe und Form des visuellen Aufmerksamkeitsfokus im Sport
ER -