Ermüdung im Fußball und deren Zusammenhang zu leistungsphysiologischen Kenngrößen

Christian Hahn, Sarah Strütt, Prisca Volmary, Joachim Mester, Patrick Wahl

Publication: Contribution to journalConference abstract in journalResearchpeer-review

Abstract

›› Einleitung/Problemstellung: Fußball ist dadurch charakterisiert, dass trotz hoher Gesamtlaufleistung wiederholt kurze, hochintensive Aktivitäten ausgeführt werden müssen (Bangsbo et al. 2006). Diese unterliegen jedoch durch den unvorhersehbaren Spielcharakter einer immensen, interindividuellen Varianz, was eine systematische Untersuchung der Ermüdung verkompliziert. Ein neues
Laufband (HP Cosmos) ermöglicht es nun, reale Geschwindigkeitsprofile unter Laborbedingungen zu reproduzieren und somit eine für alle identische und gleichzeitig wettkampfnahe Belastung zu induzieren. Die dadurch hervorgerufenen, individuellen Ausprägungen der Ermüdung, differenziert
nach Ausdauer und Schnelligkeit, wurden in dieser Studie erstmals gemessen und in Hinblick auf deren Zusammenhang mit leistungsphysiologischen Kenngrößen untersucht.

›› Methodik: 14 aktive Fußballer absolvierten sowohl in Ruhe, wie jeweils auch nach einer standardisierten 90-minütigen Spielbelastung auf dem Laufband, einen Yo-Yo Intermittent Recovery Test (Yo-Yo IR2) und einen Repeated Sprint Ability Test (RSA; 10 x 30m). Die leistungsphysiologischen Kenngrößen
für die Korrelationen wurden durch einen Stufentest auf dem Laufband erhoben (VO2max, vmax, Laktatschwellen, maximale und submaximale Herzfrequenzen).

›› Ergebnisse: Die zurückgelegte Strecke im Yo-Yo IR2 sank signifikant (p = 0,001) um 21% von 1125 ± 235m auf 868 ± 178m. Die Gesamtzeit der ersten 5 Sprints nahm im RSA signifikant um 1,2% von 22,0 ± 0,49s auf 22,26 ± 0,68s zu (p = 0,02). Bei den Sprints 6-10 veränderte sich die Gesamtzeit von 22,68 ± 0,55s auf 22,75 ± 0,65s (p = 0,59). Außer zwischen der zurückgelegten Strecke im Yo-Yo IR2 nach dem Spiel und der vmax im Stufentest (r = 0,68; p = 0,01) konnten keine signifikanten Korrelationen
nachgewiesen werden.
›› Diskussion/Schlussfolgerung: In Einklang mit den Ergebnissen von Tomlin und Wenger (2001) konnte gezeigt werden, dass eine ausgeprägte aerobe Kapazität auch bei intermittierenden Belastungen mit einer geringeren Ermüdung zusammenhängt. Eine spielinduzierte Ermüdung scheint die Ausdauerleistungsfähigkeit stärker zu beeinträchtigen als die Sprintzeit (21 vs. 1,2%). Die zugrundeliegenden, physiologischen Mechanismen für wiederholte Sprintbelastungen weisen keine signifikanten Zusammenhänge zu den gemessenen leistungsphysiologischen Kenngrößen auf. Um
das gesamte individuelle Leistungsprofil eines Athleten abzudecken, sollte folglich eine komplexe Leistungsdiagnostik durchgeführt werden die auch maximale, intervallartige Belastungen einschließt.
Original languageGerman
JournalDeutsche Zeitschrift für Sportmedizin
Volume67
Issue number7-8
Pages (from-to)195
ISSN0344-5925
Publication statusPublished - 2016

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